Am Rande des Rollfeldes (12 Monkeys - french original 1962)

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Am Rande des Rollfeldes (12 Monkeys - french original 1962) (Size: 298.82 MB)
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Description

La Jetée - Am Rande des Rollfeldes



Frankreich, 1962 (1. öffentliche Aufführung: 1964); Regie/Buch/Kamera: Chris Marker; Musik: Trevor Howard (und russische Ostersonnabend-Liturgie); Sprecher: Jean Negroni; Darsteller: Hélène Chatelain - Davos Hanich - Jaques Ledoux - André Heinrich - Jacques Branchu - Pierre Joffroy - Etienne Becker -Philbert von Lifchitz - Ligia Borowczyk - Janine Klein - Bill Klein - Germano Facetti; Produktion: Argos Films



Off-Kommentar



Dies ist die Geschichte eines Menschen, der von einem Bild aus seiner Kindheit gezeichnet wurde.



Die Szene, die ihn durch ihre Gewaltsamkeit bestürzte und deren Bedeutung er erst sehr viel später begreifen sollte, trug sich auf der gro�en Aussichtsplattform des Flughafens Orly einige Jahre vor dem Beginn des III. Weltkrieges zu.



Am Sonntag fahren die Eltern mit ihren Kindern nach Orly, um ihnen die startenden Flugzeuge zu zeigen. Das Kind, dessen Geschichte wir erzählen, sollte lange Zeit an die unbewegliche Sonne dieses Sonntags, an das am Rand der Plattform aufgepflanzte Dekor und an das Gesicht einer Frau zurückdenken.



Nichts unterscheidet Augenblicke, die in der Erinnerung haften bleiben, von den anderen: erst später erkennt man sie daran, da� sie eine Narbe hinterlassen haben.



Oft, fragte er sich, ob er dieses Gesicht, da� das einzige Bild bleiben sollte, das sich aus der Friedenszeit über die Zeit des Krieges hinweg erhielt, wirklich gesehen, oder ob er diesen Augenblick der Zärtlichkeit selbst geschaffen hatte, um den Augenblick des Wahnsinns auszugleichen, der gleich darauf eintrat: dieser plötzliche Lärm, die Geste der Frau, der stürzende Körper, das Geschrei der Leute auf der Aussichtsplattform und die Furcht. Später begriff er, da� er den Tod eines Menschen gesehen hatte.



Einige Zeit danach kam die Zerstörung von Paris.



Viele starben. Einige hielten sich für Sieger. Andere wurden gefangengenommen. Die �berlebenden richteten sich in den unterirdischen Gängen von Chaillot ein.



Die Oberfläche von Paris und zweifellos des grö�ten Teils der Welt war unbewohnbar, durch die Radioaktivität verseucht. Die Sieger wachten über ein Reich von Ratten. Die Gefangenen wurden Experimenten unterworfen, die jene Person stark zu fesseln schienen, die sich mit ihnen abgaben. Am Ende des Versuchs waren die einen enttäuscht, die anderen waren tot oder wahnsinnig.



Eines Tages trennt man den Mann, dessen Geschichte wir erzählen von den übrigen Gefangenen und führte ihn in den Versuchsraum.



Er hatte Angst. Er hatte von dem Chef des Unternehmens gehört. Er glaubte einen wahnsinnigen Gelehrten gegenüberzutreten, einem Doktor Frankenstein. Er erblickte einen leidenschaftslosen Menschen, der ihm in aller Ruhe erklärte, da� die Mannschaft nun verdammt sei, da� ihr der Raum verschlossen sei und da� die einzige Möglichkeit, einen Weg zum �berleben zu finden, in der Dimension der Zeit liege. Durch ein Loch in der Zeit könnte man vielleicht Lebensmittel, Medikamente und Energiequellen befördern.



Das also war der Zweck der Experimente ! Boten in die Zeit auszusenden, die die Vergangenheit und die Zukunft der Gegenwart zu Hilfe rufen sollten.



Aber der menschliche Geist erlitt eine Niederlage. In einer anderen Zeit aufzuwachsen bedeutete, ein zweites Mal, als Erwachsener, geboren zu werden. Dieser Schock war zu stark. Nachdem man auf diese Weise Körper ohne Leben oder ohne Bewu�tsein in verschiedene Bereiche der Zeit geschickt hatte, konzentrierten sich die Erfinder auf Versuchspersonen, die mit einer starken Einbildungskraft begabt waren. Imstande, sich eine andere Zeit vorzustellen oder zu erträumen, wären sie vielleicht auch imstande, in dieser Zeit hinüberzuwechseln.



Die Lagerpolizei spionierte sogar die Träume aus. Dieser Mann wurde unter Tausenden ausgewählt, weil er sich an ein Bild aus der Vergangenheit gebunden fühlte.



Zunächst geschieht weiter nichts als das Herausrei�en aus der Gegenwart und ihren Stützpfeilern. Man beginnt von neuem. Die Versuchsperson stirbt nicht, deliriert nicht. Sie leidet. Der Versuch geht weiter. Am zehnten Tage beginnen Bilder hervorzubrechen wie Geständnisse. Ein Morgen aus der Zeit des Friedens, ein wirkliches Zimmer. Wirkliche Kinder, wirkliche Vögel, wirkliche Katzen, wirkliche Gräber. Am sechzehnten Tage steht er auf der Aussichtsplattform. Sie ist leer. Manchmal findet er einen Tag des Glücks, aber anders, ein glückliches Gesicht, aber anders. Ruinen. Ein Mädchen, vielleicht das, welches er sucht. Er kreuzt ihren Weg auf der Plattform. Er sieht sie aus einem Auto lächeln. Andere Bilder erscheinen, vermischen sich in einem Museum, das vielleicht sein Gedächtnis ist.



Am dreiÃ?igsten Tag kommt es zu der Begegnung.



Diesmal ist er sicher, sie wiederzuerkennen. Das ist übrigens das einzige, dessen er sicher ist, in dieser Welt ohne Datum, die ihn zuerst durch ihre Reichtum überwältigt. Um ihn herum liegen märchenhafte Stoffe: Glas, Plastik, Schaumgummi. Als er aus seiner Betäubung erwacht, ist die Frau verschwunden.



Die Leiter des Experiments verschärfen ihre Kontrolle und schicken ihn wieder auf den Weg. Die Zeit rollt erneut ab, wieder kommt der Augenblick vorbei. Diesmal ist er bei ihr und spricht mit ihr. Sie empfängt ihn ohne Erstaunen. Sie sind ohne Erinnerungen, ohne Wünsche. Die Zeit baut sich einfach um sie herum auf. Als einige Anhaltspunkte bleiben ihnen der Geschmack des Augenblicks, den sie erleben, und die Zeichen auf den Mauern.



Später halten sie sich in einem Garten auf. Er erinnert sich, da� es Gärten gab. Sie fragte ihn nach seiner Halskette, einer Soldatenkette, die er am Anfang dieses Krieges trug, der eines Tages ausbrechen wird. Er erfindet eine Erklärung.



Sie gehen. Sie bleiben vor der Scheibe eines Mammutbaumes stehen, die mit historischen Daten bedeckt ist. Sie spricht einen englischen Namen (Hitchcock ???) aus, den er nicht versteht. Wie im Traum zeigt er ihr einen Punkt au�erhalb des Baums. Er hört sich sagen: ,,Ich komme von dort...``



...und fällt dorthin zurück, am Ende seiner Kräfte. Dann trägt ihn eine neue Welle der Zeit hinweg. Vermutlich gibt man ihm eine neue Spritze.



Jetzt schläft sie in der Sonne. Er denkt, da� in der Welt, in der er gerade wieder Fu� gefa�t hat, ihre Lebenszeit schon weiter vorgerückt ist, da� sie tot ist.



Sie wacht auf, und er spricht mit ihr. Von einer Wahrheit, die zu phantastisch ist, um ganz fa�bar zu sein, bewahrt er das Wesentliche: Ein fernes Land, eine weite zu durchmessende Entfernung. Sie hört ihm zu, ohne zu spotten.



Ist es noch derselbe Tag? Er wei� es nicht mehr. Sie werden noch eine unendliche Zahl ähnlicher Spaziergänge machen, auf denen sich zwischen ihnen ein stummes Vertrauen einstellt, ein Vertrauen im Reinzustand. Ohne Erinnerungen, ohne Pläne. Bis zu dem Augenblick, da er eine Barriere vor ihnen füllt.



So ging die erste Serie von Experimenten zuende. Es folgt eine Reihe von Versuchen, bei denen er die Frau in verschiedenen Zeiten wiederfinden sollte. Sie empfängt ihn wie selbstverständlich. Sie nennt ihn ihr Gespenst. Eines Tages scheint sie Angst zu haben. Eines Tages neigt sie sich über ihn. Er wei� nie, ob er sich selbst zu ihr begibt, ob er zu ihr dirigiert wird, ob er alles erfindet oder ob erträumt.



Ungefähr am fünfzigsten Tage begegnen sie sich in einem Museum voller uralter Tiere.



Nun haben sich die Bewegungen genau eingespielt. An den gewünschten Zeitpunkt geschickt, vermag er sich dort ohne Mühe aufzuhalten und zu bewegen. Auch sie scheint an alles gewöhnt. Wie eine natürliche Erscheinung akzeptiert sie die Anwesenheit dieses Besuchers, der erscheint und verschwindet, der existiert, spricht, mit ihr lacht, schweigt, ihr zuhört und davongeht.



Als er sich im Versuchsraum wiederfand, fühlt er, da� etwas anders geworden war. Der Lagerchef war da. Aus Bemerkungen, die in seiner Nähe geäu�ert wurden, entnahm er, da� nach dem Erfolg der Ausflüge in die Vergangenheit nun beabsichtigt sei, ihn in die Zukunft zu schicken. Die Erregung über ein solches Abenteuer lenkte ihn für einige Zeit von dem Gedanken ab, da� die Begegnung im Museum die letzte gewesen war.



Die Zukunft war besser verteidigt als die Vergangenheit.



Nach weiteren, noch anstrengenderen Versuchen gelang es ihm, mit der kommenden Welt in Verbindung zu treten. Er durcheilte einen umgewandelten Planeten, ein neuaufgebautes Paris mit zehntausend unbegreiflichen Avenuen. Andere Menschen erwarteten ihn. Die Begegnung war kurz. Offensichtlich wiesen sie die Schlacken einer vergangenen Epoche zurück. Er trug seine Lektion vor. Da die Menschheit überlebt hatte, konnte sie ihrer eigenen Vergangenheit nicht die Mittel zum �berleben verweigern. Dieser Sophismus wurde wie eine Maskierung des Schicksals angenommen. Man überreichte ihm eine Energiezentrale, die ausreichte, um die ganze menschliche Industrie wieder in Bewegung zu versetzen, und die Pforten der Zukunft wurden wieder geschlossen.



Kurze Zeit nach seiner Rückkehr wurde er in einen anderen Teil des Lagers gebracht.



Er wu�te, da� seine Wächter ihn nicht schonen würden. Er war in ihren Händen ein Instrument; sein Bild aus der Kindheit hatte als Köder gedient, um ihn in einen geeigneten Zustand zu versetzen; er hatte ihren Erwartungen entsprochen und seine Aufgabe erfüllt. Er wartete nur noch darauf, liquidiert zu werden, aber irgendwo in ihm war die Erinnerung an eine Zeit, die er zweimal durchlebt hatte. Am Grunde dieses Limbus empfing er die Botschaft der Menschen der Zukunft. Auch sie reisten in der Zeit, und noch müheloser. Nun waren sie da und boten an, ihn unter sich aufzunehmen. Sein Begehren war jedoch anderer Natur: mehr noch als nach dieser befriedeten Zukunft verlangte es ihm nach der Welt seiner Kindheit und nach dieser Frau, die ihn vielleicht erwartete.



Als er sich nun auf der gro�en Aussichtsplattform von Orly befand, an diesem warmen Sonntag der Vorkriegszeit, an dem zu verweilen ihm erlaubt war, dachte er mit einer Spur von Schwindelgefühl, da� das Kind, das er einmal gewesen war, sich auch hier befinden müsse, um die Flugzeuge zu betrachten. Aber zuerst suchte er das Gesicht einer Frau am Rande der Plattform. Er lief auf sie zu. Und als er den Mann erkannte, der ihm aus dem unterirdischen Lager gefolgt war, verstand er, da� man der Zeit nicht entkommt, und da� jener Augenblick, den er als Kind schon gesehen und der ihn seither nicht losgelassen hatte, der Augenblick seines eigenen Todes war.



Aus: ,,Kinemathek``, Nr. 18/Juni 1965, S. 9-14.

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